Feministische Linguistik

Die feministische Linguistik oder feministische Sprachwissenschaft ist eine sozialwissenschaftliche Disziplin, welche Sprache und Sprachgebrauch unter feministischen Gesichtspunkten analysiert und beurteilt. Ihr Ursprung liegt wie bei der Frauenforschung im englischen Sprachraum. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstand in den USA im Zuge der feministischen Bewegung ein verstärktes wissenschaftliches Interesse am unterschiedlichen Sprachgebrauch der Geschlechter. Wegweisend waren Language and Women’s Place (1973) von Robin Lakoff, Male/Female Language (1975) von Mary Richie Key (1924–2003)[1] und Language and Sex (1975) von Nancy Henley (1934–2016).[2] Anders als die Linguistik (Sprachwissenschaft) versteht sich die feministische Linguistik selbst nicht nur als beschreibende (deskriptive), sondern auch als intervenierende Wissenschaft und damit als Teil einer politisch-sozialen Bewegung, die Sprache und Sprachgebrauch anhand von soziologischen und politischen Kriterien kritisiert. Daher wird sie in der Sprachwissenschaft oft nicht als Teildisziplin wahrgenommen, sondern als feministische Sprachkritik aufgefasst (vergleiche den entsprechenden Abschnitt unter Sprachkritik).

Seit Mitte der 1980er Jahre haben sich zwei Themenschwerpunkte der feministischen Linguistik herauskristallisiert: die feministische Sprachanalyse (die Analyse des Sprachgebrauchs und der sprachlich transportierten Strukturen und Wertesysteme) und die feministische Konversationsanalyse (die Analyse geschlechtsspezifischer Kommunikationsformen und Sprachnormen).

  1. Bernard Tranel: In memoriam Mary Richie Key, Professor of Linguistics. The University of California.
  2. Daniela Wawra: Männer und Frauen im Job Interview. Eine evolutionspsychologische Studie zu ihrem Sprachgebrauch im Englischen (= Beiträge zur Englischen Sprache und Kultur. Band 1). Lit, Münster 2004, ISBN 3-8258-7283-1, S. 2.

© MMXXIII Rich X Search. We shall prevail. All rights reserved. Rich X Search